Bildungsurlaub Israel
"Israel und der Frieden im Nahen Osten"
Der politische Bildungsurlaub des Jugendbildungswerks der Universitätsstadt Gießen führte im Juni 2013 zwölf junge Menschen aus Gießen nach Israel und Palästina. Sie informierten sich vor Ort und in direkten Gesprächen mit den Menschen über deren Lebenssituation, über den Friedensprozess und über die deutsch-israelischen Beziehungen.
Die Gießener Partnerstadt Netanya, eine rasant wachsende israelische Touristenmetropole am Mittelmeer, war der Ausgangspunkt für die achttägige Veranstaltung.
Dieser fünfte Israel-Bildungsurlaub des Jugendbildungswerkes der Universitätsstadt Gießen wurde vor allem durch die aktuelle politische Situation in Israel und Palästina, durch die Aufstände und den Demokratisierungsprozess im Nahen Osten sowie dem Bürgerkrieg in Syrien stark geprägt. In den Begegnungen und Gesprächen wurden die Vielschichtigkeit und Komplexität des Konfliktes deutlich.
Die Rolle der Politik, der Religionen, die wirtschaftlichen Interessen und die Erwartungen aller Staaten im Nahen Osten spielen in die Beziehungen zwischen Israel und der palästinensischen Autonomie hinein.
Die Teilnehmer erlebten trotz aller Spannungen die Offenheit, Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen in vielen Begegnungen. Sie erhielten Einblicke in israelische wie auch palästinensische Lebenswelten und setzten sich mit den Hoffnungen und Befürchtungen der Menschen auseinander. In den einzelnen Begegnungen wurde deutlich, dass die Suche nach einer objektiven Wahrheit vergebens ist. Vielmehr gilt es, die unterschiedlichen subjektiven Deutungen und Bedeutungen des Konflikts zu einem eigenen Standpunkt zusammenzufügen. Letztendlich festigt sich die Erkenntnis, dass auf beiden Seiten Menschen stehen, die in ihren Bedürfnissen, Sorgen, Wünschen und Biografien verstanden werden wollen und sich letztlich alle nach einem friedlichen Leben sehnen.
Eine intensive Auseinandersetzung der Teilnehmer mit der Situation im Nahen Osten erfolgte in Gesprächen mit Vertretern der Friedrich-Ebert- und Heinrich-Böll-Stifung in Israel, die einen Eindruck vom gesellschaftlichen, sozialen und politischen Leben in Israel vermittelten. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Ramallah sowie die Friedrich-Ebert-Stiftung in Ostjerusalem boten dagegen einen Einblick in das Leben und den Alltag der Palästinenser.
Das deutsch-israelische Verhältnis konnte mit einem Vertreter der Deutschen Botschaft in Tel Aviv diskutiert werden und ein Stadtrundgang in der Altstadt von Jerusalem führte zu den heiligen Orten des Judentums, Christentums und Islams, die für den Friedensprozess eine nicht unerhebliche Rolle spielen.
Eigenständig arbeiteten die Teilnehmer zudem in drei Arbeitsgruppen zu den Themen "Israel", "Palästina" sowie "Friedensprozess". Die Bilder und Texte der Kleingruppen werden in einem Kalender zusammengetragen, der aufzeigt, wie engagiert, offen, neugierig, interessiert und kritisch die Teilnehmer sich mit dem Land, den Menschen, deren Hoffnungen und Ängsten auseinander gesetzt haben. Die Faszination der Kulturen, Traditionen und Facetten von jüdischem, arabischem und orientalischem Leben machen es für Besucher kaum begreifbar, dass das Zusammenleben im Alltag auch durch Abgrenzung und Ausschluss geprägt ist.
Die Erlebnisse in Israel waren facettenreich, voller Informationen und tiefer Emotionen. Sie waren geprägt von nachdrücklichem Verständnis aber auch von Unverständnis und Sorge sowie von unzähligen Impressionen, die die Teilnehmer noch lange begleiten werden.